Ob filigraner Schminktisch, raffiniertes Phonomöbel oder Sideboard aus Wurmeiche – was der Tischler-Nachwuchs am Dienstagabend im Foyer der Volksbank in Gütersloh präsentierte, war weit mehr als eine Gesellenprüfung: Es war Handwerk mit Haltung. In feierlichem Rahmen eröffnete die Tischler-Innung Gütersloh die Ausstellung „Die Gute Form & Nachhaltiges Gesellenstück“. „In jedem dieser Stücke steckt Persönlichkeit, Präzision und jede Menge Herzblut“, betonte Obermeister Frank Grimm. „Es freut uns als Innung, mit dieser Ausstellung zu zeigen, was unser Handwerk heute leistet.“
Im Mittelpunkt stehen die Siegerstücke zweier Wettbewerbe: Der traditionsreiche Gestaltungswettbewerb „Die Gute Form“, der kreative Gestaltung und handwerkliche Qualität auszeichnet, sowie der 2024 eingeführte Wettbewerb „Nachhaltiges Gesellenstück“, der den Blick auf Umweltbewusstsein und Ressourcenschonung lenkt. Für beide Wettbewerbe tagte jeweils eine eigene Fachjury, besetzt mit Expertinnen und Experten aus Design, Handwerk und Wirtschaft. Unabhängig voneinander bewerteten sie rund 60 Gesellenstücke am vergangenen Wochenende im Kloster Wiedenbrück.
Die Besten ihres Jahrgangs
Den ersten Platz im Wettbewerb „Die Gute Form“ sicherte sich Jil Erpenbeck (Tischlerei Stefan Steinkämper GmbH) mit einem stilvollen Schminktisch aus furnierter Eiche und salbeigrünen Glaselementen. Das Möbel überzeugte durch seine klare Linienführung, liebevolle Details und einen drehbaren Ablageteller – funktional und ästhetisch zugleich. Mit diesem Sieg qualifiziert sich Erpenbeck für den Landeswettbewerb.
Eva Sudbrock (Tischlerei Grimm GmbH) belegte Platz zwei mit dem Aufbewahrungsmöbel „Wegbegleiter“. Besonders ins Auge fiel die Kombination aus Eiche, edler Roseneiche und zartgrüner Lackierung – ergänzt durch eine wattierte Rückwand aus Canvas-Stoff, die beim Öffnen eine überraschend leichte Optik erzeugt.
Den dritten Platz teilen sich gleich zwei Gesellenstücke: Ein kreativer Stehschreibtisch aus Birnbaum mit floraler Tapete und integrierter Beleuchtung von Eva Lotte Kobusch (nobilia-Werke J. Stickling GmbH & Co. KG) sowie das Phonomöbel „Drehende Musik“ von Tamino Scott Kosfeld (Formfreund Holzmanufaktur), das mit durchdachter Funktion und einem hochwertigen Materialmix aus Eiche und Linoleum überzeugte. Kobusch erhielt darüber hinaus eine Wildcard für den Landeswettbewerb.
Über die Platzierungen hinaus erhielten zehn Auszubildende eine Belobigung für ihre herausragenden Leistungen: Paul Beckschäfer (Tischlerei Voltmann GmbH & Co. KG), Till Berken (Tischlerei Voltmann GmbH & Co. KG), Thies Willem Growe (nobilia-Werke J. Stickling GmbH & Co. KG), Anna Kemper (Tischlermeister Jürgen Kemper), Andreina Isabel Knoke (Tischler-Mobil, Tischlermeister Thomas Overkemping), Markus Lotz (Tischlerei Stefan Steinkämper GmbH), Finn Alexander Paetow (LB Ladenbau Design GmbH), Hannah Pittig (Tischlerei Holste), Juli Pohlschmidt (Tischlerei Voltmann GmbH & Co. KG), Colin Schmitz (Sudbrock GmbH Möbelwerke).
Nachhaltigkeit im Fokus
Den Wettbewerb „Nachhaltiges Gesellenstück“ entschied Markus Lotz (Tischlerei Stefan Steinkämper GmbH) für sich. Er fertigte ein hängendes Sideboard aus scheinbar wertlosen Materialien: Wurmeiche, einem alten Marmor-Couchtisch und Messingresten. „Ein Gesellenstück, das kaum nachhaltiger sein könnte,“ so Dieter Diekhans, Initiator des neuen Wettbewerbes und Ausbilder bei der Tischlerei Steinkämper. Colin Schmitz (Sudbrock GmbH Möbelwerke) erreichte Platz zwei, Anna Kemper (Tischlerei Jürgen Kemper) den dritten Rang – beide überzeugten ebenfalls mit durchdachten Konzepten und ressourcenschonender Ausführung.
Neben einer Urkunde der Tischler-Innung erhielten die jungen Nachwuchstalente für ihre ausgezeichneten Leistungen eine Siegerprämie, überreicht durch Ralf Reckmeyer, Bereichsleiter Firmenkundenbetreuung bei der Volksbank in Ostwestfalen, die die Prämien zur Verfügung stellte.