Unter dem Titel "Klima-Jobs erfordern zusätzliche Kompetenzen" hat die Gütersloher Bertelsmann Stiftung jüngst eine Studie veröffentlicht, die einen kritischen Blick auf den Fachkräftemangel im Handwerk wirft und die Schaffung neuer Berufsbilder fordert. Die Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld begrüßt die Diskussion um die Qualifizierung von Fachkräften, möchte jedoch einige Aspekte der Studie klarstellen. Die Energiewende ist eine große Chance für das Handwerk, die jedoch nicht durch überzogene Forderungen und unnötige Spezialisierungen gefährdet werden darf. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Handwerksberufen funktioniert. In der Praxis haben sich die bewährten Aus- und Fortbildungsstrukturen des Handwerks längst an die neuen Anforderungen angepasst.
Fachkräftemangel und Ausbildungsqualität in OWL
In Ostwestfalen-Lippe (OWL) verfügen wir über eine starke Handwerksbasis und eine ausgezeichnete Bildungslandschaft, die jährlich rund 400 Fachkräfte allein für die Energiewende ausbildet. Diese Zahlen belegen die hohe Ausbildungsqualität in unserer Region. Alexander Kostka, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, betont: „Unsere Ausbildungsstätten in Rheda-Wiedenbrück, in Bielefeld-Brackwede und die Klima-Akademie der Handwerkskammer qualifizieren allein für den Kreis Gütersloh und die Stadt Bielefeld gut 400 Fachkräfte für die Energiewende, jedes Jahr.“ Die Einschätzung, dass die Fachkräfte für die spezifischen Herausforderungen nicht ausreichend qualifiziert seien, trifft in unserer Region nicht zu.
Zusammenarbeit im Handwerk: Praxis statt Wunschdenken
Die Studie der Bertelsmann Stiftung zielt unter anderem auf die Kompetenzanforderungen für Dachdecker ab, die in Zukunft auch Photovoltaik (PV) installieren sollen. Hier ist anzumerken, dass in der täglichen Praxis bereits eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Handwerksberufen, wie Dachdeckern und Elektrikern, besteht. „Der Dachdecker bringt die PV auf’s Dach, der Elektriker schließt sie an. Das passiert jeden Tag hundertfach in Deutschland,“ so Kostka. Diese arbeitsteilige Vorgehensweise hat sich bewährt und wird tagtäglich erfolgreich umgesetzt. Die Forderung nach einer umfassenden Spezifizierung der Ausbildung erscheint in diesem Kontext nicht realistisch, da sie auf ein „Wünsch-Dir-Was“-Szenario hinausläuft, das in der Praxis oft wenig umsetzbar ist.
Fort- und Weiterbildungen im Handwerk
Die Kreishandwerkerschaft setzt stark auf Fort- und Weiterbildungen, um die Betriebe auf dem neuesten Stand zu halten. Das Interesse an Fachinformationen und Schulungen ist in unseren Innungen groß. „In unseren Innungen ist das Interesse groß. Fachinformationen kommen kondensiert im Zwei-Wochen-Takt bei den Betrieben an,“ erläutert Kostka. Wir informieren beispielsweise regelmäßig online über das Gebäudeenergiegesetz und bieten Schulungen zur Wärmepumpentechnik an. Diese Maßnahmen sind notwendig und zeigen, dass unsere Betriebe bereit und in der Lage sind, sich kontinuierlich weiterzubilden.