Rund 140 Gäste kamen am Mittwochabend zum Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld, darunter prominente Vertreterinnen und Vertreter aus Handwerk und Politik. Landrat Sven-Georg Adenauer und Bielefelds 3. Bürgermeisterin Christina Osei sowie MdL Tom Brüntrup (CDU) und Vertreter der 42 Innungen der Kreishandwerkerschaft waren unter den Teilnehmern. Gastgeber des Empfangs war der Steinmetzbetrieb Jauer in Bielefeld-Quelle. Kreishandwerksmeister Frank Wulfmeyer sprach in seiner Rede zwei dringliche Themen für die Zukunft des Handwerks in der Region an: den Mangel an Nachwuchskräften und die überbordende Bürokratie.
Fachkräftemangel als dringendes Problem
In seiner Rede betonte der Kreishandwerksmeister den gravierenden Mangel an Nachwuchskräften im Handwerk. „Der Fachkräftemangel ist für uns im Handwerk keine abstrakte Bedrohung, sondern ein sehr konkretes Problem. Wir spüren ihn jeden Tag“, so der Kreishandwerksmeister. Besonders alarmierend seien die Zahlen junger Menschen ohne Berufsabschluss. Bundesweit seien 2,86 Millionen junge Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren ohne Abschluss, eine Zahl, die auch in der Region spürbar sei. „Knapp jeder fünfte junge Mensch in unserer Region hat keinen Berufsabschluss. Das können wir uns als Gesellschaft schlichtweg nicht leisten,“ warnte er eindringlich.
Er forderte, dass Schulen, Politik und Gesellschaft gemeinsam Wege finden müssen, junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen und die Berufe im Handwerk attraktiver zu machen. Nur so könne der demographische Wandel, der in den nächsten Jahren die Erwerbsbevölkerung dramatisch reduzieren wird, aufgefangen werden.
Mehr Eigenverantwortung statt Regulierung
Ein weiteres zentrales Thema der Rede war der Bürokratieabbau. Der Kreishandwerksmeister verwies auf ein positives Beispiel aus Niedersachsen, wo durch eine Reform des Baurechts Umbauten vereinfacht und teilweise genehmigungsfrei umgesetzt werden können. „Damit wird Wohnraum wieder besser bezahlbar.“, so Wulfmeyer.
Abschließend wandte sich der Kreishandwerksmeister mit einem eindringlichen Appell an die Politik: „Bei Vorgaben und Verordnungen ist weniger in der Regel mehr. Habt mehr Vertrauen in die Vernunft von Handwerk und Bürgern. Als Handwerker sind wir es gewohnt, Probleme anzupacken und eigenverantwortlich Lösungen zu finden. Lassen Sie uns gemeinsam den Nachwuchs fördern und die Bürokratie abbauen, damit das Handwerk auch zukünftig das Rückgrat unserer Gesellschaft bildet.“