Für Tischler, Bäcker, Dachdecker und viele mehr lohnt sich die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz. Denn Einsatzmöglichkeiten gibt es genug: Vom Chatbot, der erste Kundenanfragen rund um die Uhr klärt, über die KI-Prognose, die Bestellmengen optimiert, bis hin zur automatisierten Angebotserstellung oder den Malerroboter, der körperlich anstrengende und langweile Tätigkeiten übernimmt. Doch wie steht es um den aktuellen, tatsächlichen Einsatz von KI im Handwerk? Hierauf gibt der „KI-Index Handwerk.NRW“ erstmals in dieser Größenordnung wissenschaftlich fundiert Antworten.
Rund 33 Prozent der Betriebe in NRW nutzen KI
Der Index bewertet die Voraussetzungen und den Einsatz von KI in den Betrieben auf einer Skala von 0 bis 5. Von der Stufe 0, einem „analogen Handwerksbetrieb“ geht es bis zum „KI-Vorreiterbetrieb“ auf Stufe 5. Der Durchschnittswert liegt in der Auswertung bei 1,78 („Digitalisierter Handwerksbetrieb“), was darauf hinweist, dass die meisten Handwerksbetriebe über eine grundlegende digitale Infrastruktur verfügen, der konkrete Einsatz von KI jedoch noch intensiviert werden kann. Rund 33 Prozent der Betriebe in NRW nutzen KI bereits bzw. haben die Technologie ausprobiert, gut 67 Prozent der Betriebe tun das noch nicht.
Es fehlt an Personal
Es fällt auf, dass größere Betriebe etwas besser abschneiden. Während kleine Betriebe mit unter fünf Mitarbeitenden oft wenig bis keine Berührungspunkte mit KI haben, unternehmen größere Betriebe vereinzelt erste Schritte in Richtung KI-Implementierung. Der Einsatz von Sprachassistenten und Chatbots gehört zu den am häufigsten verwendeten KI-Technologien. Allerdings fehlt es vielen Betrieben an qualifiziertem Personal, das sich gezielt mit der Integration von KI-Systemen auseinandersetzen kann. Auf der anderen Seite zeigt der Index, dass das Interesse der Mitarbeitenden an der neuen Technologie durchaus vorhanden ist.
Unterstützung erwünscht
Ein weiteres zentrales Ergebnis ist der Wunsch nach externer Unterstützung. Rund 58 Prozent der Betriebe geben an, Hilfe beim Thema KI zu benötigen, wobei die meisten auf die Unterstützung durch Organisationen des Handwerks wie Kreishandwerkerschaften und Kammern vertrauen. Diese Erkenntnis verdeutlicht die Notwendigkeit, gezielte Fortbildungsmaßnahmen und Beratungsangebote zu schaffen, um die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Handwerk mit gut 200.000 Betrieben in NRW, fast 1,17 Millionen Beschäftigen in der Branche und einem Jahresumsatz von rund 162 Milliarden Euro eine bedeutende wirtschaftliche Größe ist. „Die Potenziale von KI sind auch für kleinere Handwerksbetriebe enorm“, so der Leiter des KIDiHa-Projektes, Prof. Dr. Klaus Schafmeister. „Das Handwerk kann KI als Werkzeug nutzen, um Antworten auf aktuelle Herausforderungen wie den Fachkräftemangel, hohe Energiekosten, aufwendige Dokumentation oder eine optimierte Kundenorientierung und vieles mehr, zu finden.“
Der Start mit KI
Aus den Ergebnissen des „KI-Index Handwerk.NRW“ lässt sich ableiten, dass Transfer- und Unterstützungsangebote zur Information und Weiterbildung speziell für das Handwerk und insbesondere für kleinere Betriebe dringend benötigt werden. Das Projekt KIDiHa versteht sich als eine Anlaufstelle für interessierte Betriebe. Zu den Angeboten von KIDiHa zählen der „KI-Pilot“, ein Selbsttest, mit dem Betriebe einschätzen können, wie weit sie in Sachen KI bereits jetzt sind und welche Handlungsempfehlungen sich aus dem Ergebnis ableiten. Darüber hinaus werden in der Publikation „KI im Handwerk – Beispiele, Trends und neue Perspektiven“ Anwendungsfälle aufgeführt, aktuelle Trends diskutiert und die Auswirkungen auf die Branche beschrieben. In Kooperation mit dem Fraunhofer IOSB-INA aus Lemgo entwickelt KIDiHa bedarfsorientierte Anwendungen in einigen Handwerksbetrieben – von der KI-Ladentheke für einen Bäcker bis zum „Digitalen Meister“ für eine SHK Betrieb.
Über das Projekt
Hinter dem „KI-Index Handwerk.NRW“ steckt das Projektkonsortium aus der Fachhochschule des Mittelstands (FHM), dem Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo und der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, das seit Juli 2023 das Vorhaben „Künstliche Intelligenz und Digital-Offensive für das HANDwerk in NRW“ vorantreibt. Das Projekt wird ausschließlich vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und bildet eines der Flagships der Kompetenzplattform KI.NRW. Sämtliche Erkenntnisse des Projektes werden in verschiedenen Formaten allen interessierten Betrieben in NRW zur Verfügung gestellt. Dies geschieht z.B. in Form von Handwerkerfrühstücken, Ausstellungen, oder Veröffentlichungen.
Die gesamte Studie „KI-Index Handwerk.NRW“ sowie Grafiken zum Download finden Sie auf: KI-Index - Künstliche Intelligenz (KI) im Handwerk