Nachhaltigkeit ist im Tischlerhandwerk ein zentrales Anliegen, das weit über die Verarbeitung von Holz hinausgeht. Um angehende Tischler für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu sensibilisieren, hat die Tischler-Innung Gütersloh einen neuen Wettbewerb ins Leben gerufen: "Nachhaltiges Gesellenstück". Dieser Wettbewerb soll die Auszubildenden dazu anregen, ihr Gesellenstück ganzheitlich unter nachhaltigen Aspekten zu planen und zu bauen.
„Wir möchten mit diesem Wettbewerb den Begriff Nachhaltigkeit sprichwörtlich bei den Wurzeln packen“, so Dieter Diekhans, Ausbilder bei der Tischlerei Steinkämper, Lehrlingswart bei der Tischler-Innung und Initiator des Sonderpreises. Teilnehmen bedeutet für die Auszubildenden ihr Know-how, das sie in dem Bereich sowohl in ihren Ausbildungsbetrieben als auch in der überbetrieblichen Ausbildung und der Berufsschule erworben haben, kreativ umzusetzen.
Zu dem Wettbewerb können sich alle Prüflinge des aktuellen Jahrganges im Vorfeld der Gesellenprüfung freiwillig anmelden. Haben Sie am Tag der Prüfung mit ihrem Stück bestanden, erfolgt im Nachgang die Bewertung durch die Expertenjury, bei der es nicht ausschließlich um den Werkstoff Holz und mögliche Zukaufteile geht: Vom Design über die Materialwahl bis zur Fertigung und Nutzung soll jedes Detail im Zeichen der Nachhaltigkeit stehen.
Wie hoch ist der Anteil an recyceltem Material? Ist das Möbelstück so konstruiert, dass es leicht repariert werden kann und dadurch besonders langlebig ist? Lässt sich das Möbelstück für den Transport besonders platzsparend verpacken? Die Teilnehmer können zusätzliche Punkte für eine herausragende schriftliche Reflexion über ihre Nachhaltigkeitsgedanken und eine einzigartige Idee erhalten.
Unter den in diesem Jahr 17 angemeldeten Stücken erzielte Karl Frederik Blume mit seinem Steharbeitsplatz aus Eiche den ersten Platz. Das Stück ist überwiegend aus Altholz, unter anderem alte Treppenstufen und Resten, gefertigt. Alte Risse arbeitete er mit einem ökologischen Material statt Epoxid-Harz nach und statt synthetischen Leim wählte er umweltfreundlichen Fischleim.
Auch Louis Hahn wählte ein heimisches Hartholz. Er erhielt für seinen geölten Esstisch aus Eiche den zweiten Platz im Wettbewerb. Bei der Schubkastenführung verzichtete er auf Metall und entschied sich für eine Führung aus Holz. Ein weiterer nachhaltiger Aspekt, der kurze Lieferketten von Zukaufware verspricht, sind seine selbstentwickelten Beschläge.
Den dritten Platz verlieh die Jury an Tatjana Zelesnik für ihre geölten Schreib-Esstisch-Kombination, die vorwiegend aus massivem Ahorn aus Deutschland gebaut ist. Selbstgebaute Auszüge und auswechselbare Beschläge garantieren Langlebigkeit. Die Oberfläche ist umweltfreundlich geölt.
„Wir konnten in dem ersten Jahr dieses neuen Wettbewerbes mehr als 25 Prozent der Azubis dafür begeistern, ihr Gesellenstück von Beginn an unter nachhaltigen Gesichtspunkten zu planen und umzusetzen“, freut sich Frank Grimm, Obermeister der Tischler-Innung Gütersloh und ergänzt: „Darauf bauen wir in den nächsten Jahren auf und sind auch gerne Ansprechpartner für die Innungen, die sich durch uns haben inspirieren lassen.“