Am Dienstagabend verwandelte sich das Foyer der Kreisparkasse Halle-Wiedenbrück in eine Bühne für außergewöhnliches Handwerk und kreative Gestaltung. In einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung präsentierten 16 talentierte Auszubildende der Tischler-Innung Gütersloh ihre prämierten Gesellenstücke im Rahmen der Ausstellung „Die Gute Form & Nachhaltiges Gesellenstück“. Die Ausstellung, die bis zum 12. Juni zu den Öffnungszeiten des Beratungscenters Wiedenbrück für alle Interessierten geöffnet ist, würdigt die besten Gesellenstücke und bietet den Besuchern einen eindrucksvollen Einblick in die hohe Kunst des Tischlerhandwerks.
„Ihr habt nicht nur Euer Gesellenstück gebaut, sondern ein Lebensstück geschaffen“, betonte Frank Grimm, Obermeister der Tischler-Innung, in seiner Ansprache an die Nachwuchs-Tischler, in der seine Anerkennung und seinen Respekt für die erbrachten Leistungen aussprach.
Für die Jury aus Fachleuten, Architekten und Designern war es am letzten Wochenende im Kloster Wiedenbrück wahrlich kein leichtes Unterfangen, aus den 59 Gesellenstücken die drei Besten zu ermitteln. Im Rahmen des Gestaltungswettbewerbes „Die Gute Form“ bewerten die Experten jedes einzelne Stück nach gestalterischen Gesichtspunkten: Form- und Farbgebung, Proportionen, Funktionalität und Modernität.
„Bei diesem Stück geht einem das Herz auf, persönlicher und inspirierender geht es kaum,“ lobte Jan Eisermann aus der Jury die Vitrine aus Eiche von Randi Kleinewietfeld (Tischlerei Stefan Steinkämper GmbH, Rietberg), die es auf den ersten Platz des Siegertreppchens schaffte. Das Stück besticht durch ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit. Die goldfarbenen Rahmen, die durch Magnete gehalten werden, sind herausnehmbar und machen es möglich das Design mit nur wenigen Handgriffen schnell und ganz individuell zu ändern. Mit Trockenblumen, alten Familienfotos und deren Negativen, ist es Randi gelungen ihrem Stück eine Extraportion Emotionen und Persönlichkeit zu verleihen. Die Tischler-Innung Gütersloh hat die junge Tischlerin vom Einreichen der Zeichnung bis zum Aufbau im Kloster Wiedenbrück videografisch begleitet und einige Beiträge dazu auf dem Instagram-Profil veröffentlicht. „Ich möchte mein Stück so bauen, wie ich es mir vorstelle. Ganz ohne Rücksicht auf einen Designpreis. Es soll mich widerspiegeln“, sagte Randi von Beginn der Bauphase an. Dass sie es damit auf das Siegertreppchen schafft und mit diesem Sieg die Innung beim Landeswettbewerb „Die Gute Form“ vertreten wird, war für sie eine große Überraschung.
Emile Maskort (Tischlerei Ahrens, Rietberg) überzeugte die Jury mit seinem Highboard aus einer Kombination aus Nussbaum und ökologischem Linoleum in sanftem Grün. Die elegante Linie und angesagte Formensprache taten ihr Übriges und fuhren ihm den zweiten Platz ein. Besonders stach auch die liebevolle Ausstattung im Inneren der Schubkästen hervor, in der angehende Tischler seinen Schmuck aufbewahren wird: verschiebbare Schubkasteneinsätze, die Platz auf zwei Etagen schaffen und grüner Filz, der die darin aufbewahrten Stücke schützt.
Der dritte Platz ging an Felix Warkentin (Tischlerei Kuhlmann, Schloß Holte-Stukenbrock) mit seinem Sideboard. Im Ganzen wirkt das Stück formal und dennoch außergewöhnlich in der Gestaltung. . Die moderne Farb- und Materialkombination (Kirschbaum und eine matte Lackierung in Mint) und eine Linienführung, die sich von den Türen bis zu den Füßen des Möbels durchzieht, begeisterte die Jury.
Über die Platzierungen hinaus erhielten zehn Auszubildende für ihre herausragenden Leistungen eine Belobigung:
- Ben Philipp Apelmeier (Matthias Mühlenkord GmbH, Verl)
- Lars Breimann (Tischlerei Frank Kornfeld, Gütersloh),
- Ansgar Dierkes (Tischlerei Ludger Ellendorff, Rietberg)
- Pia Berenike Flöttmann (Lasse Reckmann, Steinhagen)
- Finn Heinicke (Tischlerei Stefan Steinkämper GmbH, Rietberg)
- Viana Knittel (nobilia-Werke J. Stickling GmbH & Co. KG, Verl)
- Robin Kölbel (Sudbrock GmbH, Rietberg)
- Abderrahim Krikaz (Tischlerei Steiner, Halle/Westf.)
- Jan-Niklas Ritter (Alfons Venjakob GmbH & Co. KG, Gütersloh)
- Janik Sunder (Tischlerei Stefan Steinkämper GmbH, Rietberg)
Erstmalig fand in diesem Jahr neben dem etablierten Gestaltungswettbewerb „Die Gute Form“ die Auszeichnung „Nachhaltiges Gesellenstück“ statt. Eine dafür separat ausgewählte vierköpfige Fachjury, darunter Initiator Dieter Diekhans von der Tischlerei Steinkämper, bewertete alle Gesellenstücke der 17 Auszubildenden, die sich für diese Auszeichnung beworben hatten, unter Aspekten der Nachhaltigkeit. Dabei spielten neben Materialauswahl wie Holz, Leim und Oberflächenbeschichtungen unter anderem Faktoren wie Transport- und Recyclingfähigkeit eine Rolle. Das Gewinnerstück, ein hoher Arbeitstisch, von Karl Frederik Blume besteht aus Altholz, das bereits an anderer Stelle genutzt wurde, wie zum Beispiel alte Treppenstufen. Er setzte natürlichen Fischknochenleim ein und setzte bei der Nachbearbeitung von alten Rissen auf ein ökologisches Material, anstelle Epoxid-Harz. Hier stand der Nachhaltigkeitsgedanke eindeutig von Anfang an im Fokus. Der zweite Platz ging an Tatjana Zelesnik (Tischlerei Ralf Hagemeier, Steinhagen) für ihren Schreibtisch. Der Esstisch von Louis Hahn (Tischlerei Ulrich Strothmann, Schloß Holte-Stukenbrock) erhielt den dritten Platz.
Neben einer Urkunde der Tischler-Innung erhielten die jungen Nachwuchstalente für ihre ausgezeichneten Leistungen eine Siegerprämie, überreicht durch Emilian Klein, Mitglied des Vorstandes der Kreissparkasse Halle-Wiedenbrück, die die Prämien zur Verfügung stellte.